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  • AutorenbildBenno Stäheli

Echte Inklusion beginnt mit Gerechtigkeit



Diversity & Inclusion (D&I) hält seit einigen Jahren in den Unternehmen Einzug und hat bereits vielen Menschen Vorteile gebracht. Der Frauenanteil in Führungspositionen steigt langsam an, Menschen mit Migrationshintergrund werden mehr und mehr eingestellt und die Integration von LGBTQ+ Personen am Arbeitsplatz ist vorangeschritten. Auch wird vermehrt über die Inklusion von Menschen mit Behinderungen im Arbeitsmarkt nachgedacht. Einige Unternehmen sind sogar in der Umsetzung gut unterwegs.

 

Wenn man aber «nur» von D&I spricht, dann geht eine entscheidende Komponente verloren. Nämlich die Gerechtigkeit oder eben «Equity» . Mit ihr fängt alles an und wenn wir den einen Schritt weitergehen und von «DE&I» sprechen, dann wird uns rasch bewusst, dass die Gerechtigkeit im Zusammenhang mit Inklusion automatisch moralische und ethische Fragen ins Zentrum stellt, die sich viele zu Beginn allenfalls gar nicht stellen.

 

Menschen mit Behinderungen haben ein Recht auf Inklusion. Dies ist in verschiedenen internationalen und nationalen Gesetzen und Übereinkommen wie der UNO-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), der Schweizerischen Bundesverfassung  oder dem Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) verankert. Man könnte also meinen, somit sei alles gut. Ist es aber leider nicht.

 

Wir reden von diesen Rechten, leben sie aber nicht. Menschen mit Unterstützungsbedarf kämpfen seit Jahrzehnten täglich für anerkannte Grundrechte und werden trotzdem kaum erhört. Das wird sich 2024 hoffentlich ändern, weil das Thema Inklusion aktiv von vielen Organisationen in die Politik und in die Öffentlichkeit getragen wird. Wenn wir dieses Recht auf Inklusion aber weiter nur zur Kenntnis nehmen, wird sich kaum etwas bewegen.

 

Es braucht vielmehr den Gerechtigkeitssinn von uns allen. Wir müssen uns in erster Linie bewusstwerden, dass in unserem Land Betroffenen täglich Unrecht geschieht und viele von uns einfach wegschauen. Man schaut weg, weil man keinen persönlichen Bezug zu Menschen mit Behinderungen hat. Man kennt vielleicht niemand, der betroffen ist, und sieht diese Menschen nur ab und zu aus der Ferne. Es eine unbekannte Welt, die viele persönlich nicht betrifft und oftmals sogar Unbehagen auslöst. Und Menschen mit Behinderungen haben keine Lobby und sind kaum in der Politik vertreten, darum werden sie nicht gehört.

 

Warum stellen wir nicht einfach die Gerechtigkeit ins Zentrum und denken darüber nach, welche enorme Bedeutung Gerechtigkeit in unserer Geschichte, in der  Kultur und in unserem Land hat? Ohne Gerechtigkeit wäre ein Zusammenleben in der heutigen Form nicht möglich. Unser Wohlstand wäre nicht derselbe, die Schweiz nicht das, was sie heute ist.

 

Kann es sein, dass wir einer Gruppe von Menschen nicht die gleiche Gerechtigkeit zukommen lassen, nur weil sie von einer Behinderung betroffen sind? Nein. Und wenn wir Gerechtigkeit walten lassen wollen, geht es unmittelbar darum, diesen Menschen barrierefreien Zugang zur Gesellschaft und zu Arbeit zu ermöglichen. So findet automatisch Inklusion statt. Die Folge daraus ist Diversität. Und so wiederum wird unsere Gesellschaft vielfältiger und toleranter und die Wirtschaft profitiert nachweislich von den Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen.

 

Gelebte Gerechtigkeit, also das «E» in DE&I, ist aus unserer Sicht eine entscheidende Grundvoraussetzung, die Inklusion in Gang zu bringen. Je mehr Menschen bereit sind, Gerechtigkeit walten zu lassen, desto rascher wird sich unsere Gesellschaft weiterentwickeln und umso eher können auch Menschen mit Behinderungen davon profitieren. Jeder kann seinen Möglichkeiten entsprechend einen wertvollen Beitrag für uns alle leisten. Ob am Arbeitsplatz, in der Politik oder im Privaten. Wir müssen es gerechterweise einfach zulassen.

 

 

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