29.08.2025
Inklusion auf Knopfdruck gibt es nicht
Unsere Idee, grossartige Inklusions-Projekte mit innovativen und nachhaltigkeitsbewussten Unternehmen zu verknüpfen, kommt nach wie vor überall gut an. Doch warum passiert nichts? Warum sind noch keine Projekte finanziert, die sich teils schon über ein Jahr auf der Plattform befinden? Wir könnten ganz viele Punkte aufzählen, das bringt uns nicht weiter. Vor allem aber die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt ebenso nicht. Unsere Aufgabe ist es, weiterhin die Wege zu finden, warum es schliesslich doch klappen wird. Und davon sind wir nach wie vor überzeugt.
Im Rahmen eines Mandates für die Direktion des Innern vom Kanton Zug haben wir in den vergangenen Monaten sehr viel gelernt. Zahlreiche Gespräche mit grossen und kleinen Unternehmen zeigen auf, wo die Inklusion in den Arbeitsmarkt im Kanton Zug steht und wie Firmen über dieses Thema denken. Dazu mehr in einem nächsten Artikel.
Was uns motiviert ist die Bestätigung, dass es überall Unternehmen jeder Grösse gibt, die Inklusion heute schon sehr ernst nehmen oder sich in absehbarer Zeit konkret damit befassen wollen. Das ist grossartig und darum dürfte man annehmen, dass landesweit mehr und mehr passiert. Woran scheitert es oftmals aber trotzdem?
Ganz einfach: früher oder später kommt die Erkenntnis , dass Inklusion nicht auf Knopfdruck funktioniert. Keine Überraschung für diejenigen, die sich intensiv mit dem Thema befassen. Das sind in erster Linie die Institutionen, die IV, die Job-Coaches usw. und primär natürlich die Menschen mit Behinderungen, die sich um eine Anstellung bemühen.
Für die Unternehmen ist Inklusion aber in den meisten Fällen erst einmal Neuland und oft eine völlig abstrakte Materie. Man tastet sich vorsichtig heran. So wie immer, wenn man unbekanntes Terrain betritt. Man erkundigt sich, besucht allenfalls Veranstaltungen, wägt Vor- und Nachteile ab, führt interne Diskussionen mit den Kritikern und kommt irgendwann an den Punkt, an dem die Entscheidung für oder gegen die Einstellung von Menschen mit Behinderungen gefällt wird.
Ein Prozess über Monate, wenn nicht noch länger. Und wenn der Entscheid positiv ausfällt, dann geht die Arbeit erst richtig los. Es werden Arbeitsgruppen gebildet, Budgets gesucht, im Idealfall Experten beigezogen, alles nochmals kritisch hinterfragt und dann erst, wenn alles gut vorbereitet ist, Stellen ausgeschrieben und Menschen mit Behinderungen zu einem Interview eingeladen.
Warum ist es so wichtig, das zu verstehen? Ganz einfach, damit Erwartungen zum möglichen Tempo von Inklusion realistisch bleiben und umsetzbare, nachhaltige Lösungen gesucht werden. Es geht um das Verständnis von Abläufen in Unternehmen, die Kenntnis von Prozessen und dem Bewusstsein für sehr alltägliche Herausforderungen wie Budgetkürzungen, Einstellungsstopp und Leistungsdruck. Es braucht oft einen Perspektivenwechsel – von beiden Seiten.
Wir sind überzeugt, mehr und mehr Unternehmen wollen sich aktiv mit der Inklusion von Menschen mit Behinderungen befassen und konkret Stellen schaffen. Unrealistische Erwartungen sind aber kontraproduktiv und verhindern ein lösungsorientiertes Vorgehen. Klar möchten alle rasche Resultate. In der Realität erfordert Inklusion jedoch ein grundlegendes Umdenken und das Schaffen von Strukturen und Umgebungen, die von vornherein für alle Menschen zugänglich sind und eine gleichberechtigte Teilhabe ermöglichen, anstatt dass Menschen sich an vorhandene Strukturen anpassen müssen.
Das braucht Zeit, Verständnis, Kompromisse und eine langfristige Vision. Das Ziel ist klar, davon abzurücken wäre falsch. Es gilt aber, auf das heute Machbare zu fokussieren und dies konsequent umzusetzen – Schritt für Schritt und gemeinsam mit allen Beteiligten. So gehen wir bei Conclood vor und erreichen, dass Inklusion in immer mehr Unternehmen Realität wird.
Text: Benno Stäheli / Bild: KI