18 mai 2025
ESC Basel - eine verpasste Chance für mehr Inklusion
Es war wunderbar, den ESC in der Stadt Basel zu Gast zu haben. Es war zudem eine unglaubliche Plattform für die Schweiz, sich der Welt im besten Licht zu zeigen. Der Event war nicht nur ein musikalisches Grossereignis, sondern auch ein kulturelles und gesellschaftliches Highlight für unser Land. Mit innovativem Bühnenbild, einem vielfältigen Rahmenprogramm und dem klaren Bekenntnis der Bevölkerung zur Veranstaltung, setzte Basel neue Massstäbe für zukünftige ESC-Austragungen. Allein die Inklusion von Menschen mit Behinderungen hätte viel weiter gehen und auch neue Masstäbe setzen können.
Der Eurovision Song Contest versteht sich seit langem als Plattform für Vielfalt, Inklusion und kulturelle Offenheit. Diese Werte sind in den offiziellen Richtlinien der Europäischen Rundfunkunion (EBU) fest verankert und prägen sowohl die Organisation als auch die Durchführung des Wettbewerbs. Basel, als Gastgeberstadt des ESC 2025, hat sich durchaus für Inklusion eingesetzt. Die Stadt richtete ein umfangreiches Rahmenprogramm aus, das kostenlose Konzerte und kulturelle Veranstaltungen für alle bot. Zudem wurden spezielle Awareness-Teams eingesetzt, um allen Besucherinnen und Besuchern bei Bedarf Unterstützung zu bieten und ein sicheres Umfeld zu gewährleisten.
Das ist lobenswert und Basel hat sicherlich sehr vieles unternommen. Wir hätten es jedoch begrüsst, wenn die Stadt, aber auch das SRF und die Hauptsponsoren, noch die Extrameile gegangen wären, und unser Conclood-ESC-Konzept "Purple Chain"© unterstützt hätten, das speziell für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen am ESC entwickelt wurde. Unsere Idee hatte zum Ziel, 50 – 100 Menschen mit Unterstützungsbedarf die Möglichkeit zu bieten, aktiv als Helfer in den verschiedensten Funktionen vor Ort zu zeigen, dass sie genauso ihren Betrag leisten können, diesem Grossanlass zum Erfolg zu verhelfen. Es steht ausser Frage, dass dies möglich gewesen wäre und die Chance, ein Teil vom ESC zu sein, diesen besonderen Helfern ein Highlight in ihrem Leben beschert hätte.
Aber leider eben nur «hätte». Klar waren wir spät dran, als wir im Januar 2025 mit unserer Idee beim SRF, der Stadt Basel und den Sponsoren vorstellig wurden. Ideen kommen halt dann, wenn sie kommen. Es ist bestimmt auch der Fall, dass zu diesem Zeitpunkt vieles schon geplant war und speziell die Inklusion von Menschen mit Behinderungen nochmals anspruchsvoller ist als bei freiwilligen Volunteers.
Wir sind jedoch überzeugt, und deshalb auch etwas enttäuscht, dass mit gutem Willen von allen Seiten und konsequentem und wohlwollendem Bekenntnis zu Inklusion vieles noch hätte organisiert werden können. Ein Budget im mittleren 5stelligen Bereich wäre notwendig gewesen, um bis zu 100 Menschen mit Behinderungen eine einmaliges Erlebnis zu ermöglichen. Im Vergleich zum Gesamtbudget des ESC und dem Beitrag der Stadt Basel, des SRF und der Hauptsponsoren schon fast ein «Trinkgeld». Doch mit diesem «Trinkgeld» hätte echte Inklusion stattgefunden, sichtbar für all die hunderttausenden von Besuchern in Basel während der ESC-Woche. Ein klares Statement für Menschen mit Behinderungen und eine echte Innovation, wenn es um Gleichstellung geht. Gescheitert an Aussagen wie «die Idee kommt zu spät», «das ist viel zu teuer», «zu aufwändig in der Organisation» und «wir tun ja schon enorm viel für Menschen mit Behinderungen». Ist das wirklich so?
Wir von Conclood haben trotz der Absage viel gelernt und sind umso zuversichtlicher, dass wir mit unserem Konzept "Purple Chain"© bei einem nächsten Grossanlass in der Schweiz Erfolg haben werden. Wenn dies gelingt, so kann die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in absehbarer Zeit an allen Grossanlässen hierzulande stattfinden. Wir sind optimistisch.
Alles braucht seine Zeit. Der ESC war genau zur richtigen Zeit in der Stadt Basel und ein enormer Erfolg. Unsere aufrichtige Anerkennung und unser Respekt für diese grossartige Leistung gebühren allen, die dazu beigetragen haben. Die Zeit für echte Inklusion in der Schweiz kommt bestimmt auch bald! Die Chancen stehen gut.
Wer immer einen nächsten Grossanlass in unserem Land plant, soll doch gleich mit uns Kontakt aufnehmen, um ein Zeichen für die Inklusion zu setzen. Die "Purple Chain"© macht Menschen mit Behinderungen sichtbar und zeigt, wozu sie fähig sind. Danke bereits an dieser Stelle dafür!
Text: Benno Stäheli / Bild: "Badische Zeitung"